Ein typischer Gentrifizierungsablauf aus Aufwertung, Sanierung und Verdrängung, wie etwa in Berlin, scheint hier allerdings etwas anders zu verlaufen. Zumindest scheint es nicht so schnell zu gehen. In Polen ist es zum Beispiel üblich in Eigentums- und nicht in Mietwohnungen zu leben und nur fünf Prozent der Wohnungen in Praga stehen überhaupt auf dem Mietmarkt zur Verfügung.
So entscheiden die jeweiligen BesitzerInnen selbst, ob sie sanieren wollen und Mieterhöhungen und daraus resultierende Verdrängungen sind zumindest bei den zahlreichen PrivatbesitzerInnen nicht der Fall.
Trotzdem ist der Wandel mehr als deutlich. Ein Spaziergang durch Praga in diesen Tagen ist wie ein Wandern auf einem Flickenteppich zwischen sehr Alt, sehr Neu und sehr vielen Baustellen. Es existieren viele freie Flächen, die teilweise deshalb entstanden sind, weil zwischen den massiven Ziegelgebäuden früher Holzhäuser standen, die aufgrund ihrer Bauweise nicht überlebt haben.
In diesen freien Flächen sehen zunehmend mehr InvestorInnen wertvolles Bauland. So entstehen viele neue Wohnkomplexe zu viel höheren Kauf- und Mietpreisen als für die Gegend üblich, was eine neue Generation von BewohnerInnen anzieht. Doch die Ureingesessenen, die noch dort leben, bei denen scheinen die Uhren noch immer etwas langsamer zu ticken.
Zu den Überbleibseln einer anderen Zeit zählen auch die sogenannten Milchbars, im Polnischen »Bar Mleczny«. Dort kann man für wenig Geld ein kleines Menü mit vorwiegend traditioneller Küche bekommen; ein Angebot, was sich vor allem um die Mittagszeit großer Beliebtheit erfreut. Die oft von älteren Damen geführten Mini-Restaurants waren früher sehr verbreitet, heute gibt es nur noch eine Hand voll in Praga. Womöglich zählen sie auch zu den einzigen Orten im Bezirk, an denen sich noch alle Generationen aus allen Bevölkerungsschichten begegnen.
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